Kategorie-Archiv: Kackscheiße

Betroffenheit schützt nicht davor Scheiße zu sein

Ein Text über #Opfer, #Erlebende, Betroffenheitsargumente und Debatten über Vergewaltigung.

Die Kulturwissenschaftlerin Mithu Sanyal hat ein Buch geschrieben. „Vergewaltigung. Kulturgeschichte eines Verbrechens“. Es war das erste Buch seit langem, dass mich so richtig in Rage gebracht hat. Manchmal war ich so wütend, dass ich nicht weiterlesen wollte. An anderen Stellen hatte ich nicht genug Zettel zum markieren parat, weil selten eine so genaue, treffende Worte findet. Unter Freundinnen sprachen wir eine zeitlang immer wieder über „das Buch“. Wir wüteten und feierten, etwas, was lange kein Buch geschafft hat: So sehr zum Thema zu werden.

Weiterlesen

Sexualisierte Gewalt. Weiß-Deutsche Vorbildlichkeiten

In Deutschland geistert die Vorstellung umher, die deutsche Kultur gegen eine frauenfeindliche Invasion verteidigen zu müssen. Währenddessen wird ein Strafbefehl von 24 000 Euro ausgesprochen gegen eine Frau, die ihre Vergewaltiger angezeigt hat. Deutsche Kultur at it’s best. Dass in Deutschland ein Nein nicht als Argument gegen Vergewaltigung gilt, wurde in den letzten Jahren immer wieder diskutiert. Erinnert sei an den Freispruch eines Vergewaltigers, weil sich eine Fünfzehnjährige „nicht genug gewehrt“ hätte. Ein Freispruch, der einer klaren Logik folgt: Frauen und Mädchen stehen weißen Männern zunächst frei zur Verfügung – es sei denn, es gibt klare, personalisierte Besitzansprüche von Mein Freund/Mein Mann – oder die Betroffene kämpft bis zum Tode. Vergewaltigt und tot, dann wird die Glaubhaftigkeit nicht in Frage gestellt. Denn dann scheint es anzukommen, dass die betreffene Frau oder Mädchen es auch wirklich nicht gewollt habe.
Aktuell zeigt sich noch eine andere Möglichkeit, sexualisierte Gewalt öffentlich zu machen: In einer zutiefst rassistische Gesellschaft. Immer dann, wenn die Täter nicht weiß-deutsch sind. Weiterlesen

Täterblicke

In diesem Text versuche ich dem Phänomen nachzugehen, dass beim Thematisieren von Gewalt gegen Frauen™  immer wieder dem Blick der Täter gefolgt wird. Wie meine regelmäßigen Leser_innen wissen, halte ich nichts davon, Gewalt nicht zu benennen. Das tue ich auch hier explizit. Ich habe mich aber dagegen entschieden die Bilder, die ich beschreibe, auf meinem Blog haben zu wollen. Könnt ihr selbst googlen. Wie immer bin ich dankbar für Kommentare, weiterführende Gedanken und Vorschläge für Handlungsstrategien.

Für eine Recherchearbeit habe ich vor einigen Tagen mal wieder „violence against women“ in die Suchmaschine eingegeben. Ich habe das Tab ganz schnell wieder zu gemacht. Vor einiger Zeit schrieb ich einen ähnlichen Text. „Über Männerfantasien. Vergewaltigungsmythen in Bildern.“ Dabei ging es um Bilder, die im Kontext von Berichten über Vergewaltigung genutzt werden, um die Reproduktion von Mythen. Ich nannte den Text Männerfantasien, denn die Bilder, die produziert werden, sind Fantasien, Fantasien die Gewalt auslagern, nicht als alltägliche Realität betrachten.

Was ist eigentlich mit den Tätern?
Weiterlesen

Vom Versuch, nicht zu existieren.

Heute hatte ich wieder sowas gemacht. So etwas gemacht, was ich nicht mehr machen will. Ich habe versucht, nicht zu existieren. Ich habe versucht so wenig Umstände zu machen, als würde es mich nicht geben. Ich will keine Umstände machen. Ein Satz, den ich zumindest häufig sage. Keine Umstände machen wollen, niemanden beanspruchen, keiner_m zur Last fallen, unkompliziert sein, eine Bereicherung, keine Anstrengung sein wollen. Die Angst davor, Raum einzunehmen. Bis hin zum Versuch, zu verschwinden, unsichtbar zu sein, nein noch besser: Nicht zu existieren. Weiterlesen

triggerwarnungen – sei rücksichtsvoll! ein rant.

dies ist wohl mein wütenster text zu triggerwarnungen, vielleicht mein spitzester, aber es ist auch mein dritter. sicherlich wiederhole ich einiges. aber ich fühle mich ungehört, nicht ernstgenommen, meine kritik relativiert und in ein schema gedrängt, dass mich aggro macht, weil es viel zu eng ist.

um gleich zu beginn klar zu sein, weil das oft verloren geht: ich weiß sehr gerne worum es in texten, filmen, bildern geht. ich bin, wie schön öfter geäußert, ein großer fan von aussagekräftigen überschriften. da steckt nämlich keine erwartungshaltung und kein gesellschaftliches gewaltsam schützen system hinter, sondern einfach eine information. aufgrund dieser information kann ich entscheiden ob ich einen text lesen will oder nicht. weils mich triggern könnte, weil ich etwas anstrengend finde oder vielleicht auch einfach nur gerade kein bock habe etwas zu einem bestimmten thema zu lesen. über einem text der heißt: „frau vergewaltigt“ braucht ich keine triggerwarnung „sexualisierte gewalt“. also – ich habe nichts dagegen, dass wir alle informiert entscheiden können, was wir lesen wollen und was nicht, im gegenteil. also hört bitte auf so zu tun, als würde ich diejenigen, die triggerwarnungen befürworten, ins kalte wasser stoßen wollen oder gar personen verurteilen, die gerne wissen wollen, worum es in einem text geht weil sie informierte entscheidungen bevorzugen. Weiterlesen

Mythen über Mythen. Was das Heimwegtelefon mit rape culture zu tun hat

Aktuell begegnet mir über viele verschiedene, besonders feministische Kanäle, das Projekt „Heimwegtelefon“. Das Heimwegtelefon soll nachts auf dem Weg nach Hause mehr Sicherheit bieten. Ich bin irritiert bis verärgert. Da die Problematik dieses Projektes vielen nicht deutlich ist, habe ich versucht, nochmal genau aufzuzeigen, was so schwierig daran ist, kontext- & historienlose Aktionen zu starten. Das Heimwegtelefon reproduziert viele Mythen und die Arbeit, die Frauen seit Jahrzehnten in Gruppen und Institutionen gegen Diskriminierung und Gewalt leisten wird völlig übergangen. Es wird nicht auf Wissen zurückgegriffen, das Feministinnen mühsam angeeignet haben und immer immer wieder wiederholen.

rape culture besteht nicht nur aus allgegenwärtigen Übergriffen, sondern AUCH aus der permanenten Angst vor diesen. Durch die Fokusierung auf die Angst vor Übergriffen auf der Straße wird wieder einmal verschleiert, wo Gewalt (besonders gegen Frauen) in unserer Gesellschaft stattfindet. Wieder ein Projekt, dass die Aufmerksamkeit weg von den Häusern verschiebt, weg von den Familien und Beziehungen – hin zu einer diffusen Gefahr von der Straße, dem Fremden.

Weiterlesen

“Nicht-konsensualer Sex”

Dies ist ein Text über „nicht-konsensualen Sex“. Er bezieht sich auf Erfahrungen, auf Diskussionen und ganz aktuell auch auf zwei Blogtexte, die ich einfach hier echt nicht verlinken möchte. Keine Verlinkungen für Kackscheiße. Mein Text ist nichts neues. Ein paar chaotisch-strukturierte Gedanken und Analyseelemente zu dem Thema. Einfach mal rausgehauen.

 Beispiele und problematische Muster

Was wird denn so zu diesem „nicht-konsensualem Sex“ gezählt? Ein paar Beispiele. Weiterlesen

Anerkennung von Schmerz und Pathologisierungskritik

Das Problem der (fehlenden) Anerkennung
Dass ich Psychopathologisierungen komplett ablehne und oft scharf kritisiere, scheint viele persönlich anzugreifen und oft Abwehrreflexe auszulösen. Es ist nicht so, dass ich das nicht verstehe. Und ich versuche, Selbstbezeichnungen zu akzeptieren, egal ob irgendwas in mir schreit “Konstruktion”. Wenn dies aber in einem feministischen Umfeld passiert was mir sehr am Herzen liegt oder noch besser, wenn sich “psychisch krank” “anerkennen” plötzlich als Antidiskriminierungskampagne labelt (z.B. #istjairre) , dann habe ich damit schon ein Problem. Wenn dann auch noch die Bereitschaft fehlt, die eigenen Abwehrreflexe kritisch zu prüfen (eine ist ja krank, kann nichts dafür, dann ist sowas echt zu viel verlangt) fange ich an, wütend zu werden.
Es ist nichts dabei, eine Therapie zu machen. Manchmal fehlen einer_m eben Alternativen. So what. Kein Grund, Diagnosen zu feiern. Kein Grund, Psychotherapie nicht zu kritisieren. Kein Grund, psychiatrische Gewalt zu verharmlosen. Weiterlesen

auf grundeis

es fällt mir zur zeit schwer worte zu finden. vor allem für hier. ich weiß nicht was ich gerade hier schreiben, hier sagen, erzählen mag. es passiert so viel hier, das hält mich in atem. belastet mich. ich habe das gefühl viel schlaf zu brauchen. meine vergangenheit und gefühle stehen gerade nicht im vordergrund, sondern das, was konkret in meinem leben passiert.

darüber kann ich nicht so einfach schreiben. das betrifft andere menschen mit. oder kann mir angehängt werden. manches geht aus ethischen gründen nicht, manches darf ich rechtlich nicht.

aber es zerrt an mir. wenn es nicht von hinten kommt schlägt es von vorne zu. Weiterlesen