Aktuell begegnet mir über viele verschiedene, besonders feministische Kanäle, das Projekt „Heimwegtelefon“. Das Heimwegtelefon soll nachts auf dem Weg nach Hause mehr Sicherheit bieten. Ich bin irritiert bis verärgert. Da die Problematik dieses Projektes vielen nicht deutlich ist, habe ich versucht, nochmal genau aufzuzeigen, was so schwierig daran ist, kontext- & historienlose Aktionen zu starten. Das Heimwegtelefon reproduziert viele Mythen und die Arbeit, die Frauen seit Jahrzehnten in Gruppen und Institutionen gegen Diskriminierung und Gewalt leisten wird völlig übergangen. Es wird nicht auf Wissen zurückgegriffen, das Feministinnen mühsam angeeignet haben und immer immer wieder wiederholen.
rape culture besteht nicht nur aus allgegenwärtigen Übergriffen, sondern AUCH aus der permanenten Angst vor diesen. Durch die Fokusierung auf die Angst vor Übergriffen auf der Straße wird wieder einmal verschleiert, wo Gewalt (besonders gegen Frauen) in unserer Gesellschaft stattfindet. Wieder ein Projekt, dass die Aufmerksamkeit weg von den Häusern verschiebt, weg von den Familien und Beziehungen – hin zu einer diffusen Gefahr von der Straße, dem Fremden.