auf grundeis

es fällt mir zur zeit schwer worte zu finden. vor allem für hier. ich weiß nicht was ich gerade hier schreiben, hier sagen, erzählen mag. es passiert so viel hier, das hält mich in atem. belastet mich. ich habe das gefühl viel schlaf zu brauchen. meine vergangenheit und gefühle stehen gerade nicht im vordergrund, sondern das, was konkret in meinem leben passiert.

darüber kann ich nicht so einfach schreiben. das betrifft andere menschen mit. oder kann mir angehängt werden. manches geht aus ethischen gründen nicht, manches darf ich rechtlich nicht.

aber es zerrt an mir. wenn es nicht von hinten kommt schlägt es von vorne zu.

ich kann nicht mehr zur uni gehen. ausgründen. ich versuche es, aber ich bekomme bauchschmerzen und schaffe es nicht aus dem haus. ich bin nicht depressiv gerade. ich habe durch andere geschichten, plena und kämpfe extrem volle tage. auch innerlich bin ich davon sehr eingenommen. unileben ist leichter. nur für mich und meinen abschluss verantwortlich. wie schön. ich träum da manchmal wieder von, von ganzen tag nur in der bib.

aber das geht gerade nicht, weil ich den gedanken an universität, an diese räume gerade unterträglich finde. ich mag dieses gefühl nicht, dieses ding von: ich lasse mich klein machen. ich gebe nach. ich ziehe mich zurück. geben den raumkampf auf.

raumkämpfe sind unglaublich anstrengend. und ich bin müde. aber wenn ich nicht für meinen raum kämpfe, habe ich halt auch keinen. ich muss also kämpfen. das funktioniert ganz gut bei mir. extremsituationen waren schon immer meine stärke. nicht nachdenken, einfach nur tun, was getan werden muss. und für mich sind es gerade extrem schwere situationen. kämpfe um schutzräume sind immer anstrengend. sonst bräuchte es diese räume nicht. genauso wie die kämpfe um räume, die nicht geschützt sind, in denen sich aber eine trotzdem bewegen will_muss.

eigentlich wollte ich kurz nach neujahr einen text schreiben, dass es mir wieder gut geht. dass ich gut angekommen bin nach dieser ganzen Weihnachtszeit, dass ich mich wieder hochgerappelt habe. dass ich Support bekomme. dass es tolle Menschen gibt die da sind. Und das Feminismus wieder glücklich macht. Was auch alles stimmt. Ich bin nur wieder runtergefallen_geschubst worden.

das gute ist: ich lerne, dass es heute anders ist. dass ich sprechen kann. dass ich nicht mehr verzweiflungstaten brauche, um mich deutlich zu machen. dass ich nicht meinen ganzen arm aufreißen muss um (mit selbst und anderen) zu zeigen, wie krass das gerade eigentlich ist, was passiert. während ich selbst immer wieder sage: eigentlich. eigentlich ist ja nichts passiert. nie. ständig relativiere. währendessen stützen mich tolle menschen und sagen: nein, du übertreibst nicht. deine reaktion ist verständlich.

ich habe zum ersten mal direkt aus einer situation heraus gesprochen. direkt. nicht gewartet. und habe sofort unterstützung bekommen. viel support. ich weiß nicht in wie viele alte muster ich sonst in den letzten wochen zurückgefallen wäre ohne diese unterstützung. und ich habe dort und auch in anderen auseinandersetzungen gemerkt, dass es nicht nur um freund_innenschaft geht. das solidarität und politisches unterstützten auch ohne funktioniert.

danke an alle, die mich supportet haben und das immer noch tun. (!)

leider ist das alles nicht durch. ich gehe auf grundeis gerade. bin mit meiner kraft ziemlich am ende. aber natürlich geht es weiter, weil es keine alternativen gibt. weil ich kämpfen muss, damit es in dieser scheiß welt räume gibt in denen ich mich bewegen kann außerhalb meines zimmers. und ich würde wieder gerne in der bib sitzen und lernen. das mochte ich immer gerne. das wäre schön, wenn das ginge.

ich glaube mehr kann ich nicht schreiben gerade. ich verheddere mich. aber nur, damit ihr wisst, warum gerade so wenig kommt. weil zu viel passiert und ich zu sehr am kämpfen bin um ruhe zu finden zum schreiben und zu sortieren.

es ist gut, nicht allein zu sein.

2 Gedanken zu „auf grundeis

  1. Lena Schimmel

    Hey,
    bin länger nicht mehr dazu gekommen, bei dir zu lesen, und hatte somit auch noch nicht gemerkt, dass es bis auf die Psychatrie-Serie recht ruhig hier geworden ist.

    Dass bei dir aktuell Dinge passieren, über die du nicht schreiben kannst, muss echt ziemlich mies sein. Und vermutlich auch ungewohnt? Ich hatte bisher immer sehr den Eindruck, dass du einfach alles ganz direkt rausschrei(b)st, auch vieles, über das andere nie schreiben würden. (Und das fand ich gut!) Dementsprechend glaube ich, das müssen schon sehr krasse Umstände sein, die dich derzeit davon abhalten. Kann mir kaum vorstellen, was das ist, aber möchte auch respektieren, dass du es nicht genauer beschreiben möchtest / kannst / darfst.

    Aber ich lese da auch gerade viel positives raus, und freue mich da für dich. Ich hoffe, bei dem vielen Support, den du bekommst, sind auch Menschen dabei, mit denen du über das sprechen kannst, was du derzeit nicht schreiben kannst?

    Ich drück dir auf jeden Fall die Daumen, dass du jeden deiner Kämpfe gewinnst, und möglichst bald auch die Uni für dich zurück eroberst!

    LG, Lena

    PS: Merke gerade, dass eher unkrete Blogtexte gut dafür sorgen, dass meine Kommentare dazu nicht seitenlang werden 😉

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  2. Tina

    “raumkämpfe sind unglaublich anstrengend. und ich bin müde. aber wenn ich nicht für meinen raum kämpfe, habe ich halt auch keinen. ich muss also kämpfen. das funktioniert ganz gut bei mir. extremsituationen waren schon immer meine stärke. nicht nachdenken, einfach nur tun, was getan werden muss. und für mich sind es gerade extrem schwere situationen.”
    Das kenne ich auch und ich hasse es, ständig kämpfen zu müssen. Wieso denn überhaupt, können Menschen nicht miteinander umgehen, ohne sich gegenseitig ständig plattmachen zu müssen, jeden Raum, den eine freigibt gleich für sich einzunehmen? Gibt es keine Möglichkeit, respektvoll miteinander umzugehen, jeder_m den Raum zuzugestehen, den sie_er braucht?
    Vielleicht machen das ja auch viele Menschen, aber ich habe das Gefühl, dass es ausreichend viele gibt, die das nicht tun, so dass ich ständig kämpfen muss. Aber eigentlich will ich nicht kämpfen, will nett zu anderen, mir, der Natur sein, gemeinsam etwas schönes schaffen, statt ständig in alle Richtungen zu schauen, damit niemand mir ‘was tut oder wegnimmt.
    Ich weiß nicht, ich glaube, selbst wenn es dann mal Schutzräume gibt, kann ich sie kaum wahrnehmen (im doppelten Sinn von Erkennen und Nutzen), weil ich so damit beschäftigt bin, mich zu schützen.

    So, das war jetzt auch nur ein rant, aber vielleicht einer, der zeigt, dass du mit diesen Erfahrungen nicht allein bist – wenn ich deinen Text richtig interpretiert habe und ich nicht nur mein eigenes Zeugs darin gelesen habe.

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