Kategorie-Archiv: Lyrik

lach doch mal

ein lächeln kostet nichts
günstiger als strom
und spendet mehr licht
erhellt sogar das innen

ein lächeln kostet nichts

außer
meinen körper
meine wahrnehmung
und meine selbstachtung

die fähigkeit zu sagen,
wenn etwas nicht okay ist
die fähigkeit,
das überhaupt zu merken

sprachlospuzzel

ich greife nach den worten, kann sie nicht finden.
ich greife nach dem sinn, aber kann nicht verstehen.
versuche die brücke wieder zu finden zur welt.
ich bin nicht traurig.
ich bin ruhig.
so ruhig wie ein hardcore konzert.

ich habe angst.
ich suche nach sprache und kann sie nicht finden.
habe angst vor der wortlosigkeit.
angst das nur
nur scharfes messer auf haut
nur essen körper fressen hungern kotzen
wieder die einzige
sprache wird
in der ich sprechen kann

tränen kommen auch.
einfach und immer.
ich stehe auf und gehe raus
ich lebe ich arbeite ich lache
bin gern.

aber in mir zerfetzt
bruchstücke
schmerzender leib
ein feuer brennt alles nieder
jeden einzelnen nerv
bis alles versengt ist
keine gefühle kommen mehr an
nichts mehr weitergeben

nur
wenn es dieser schmerz ist
der ohnmächtig werden lässt

ich greife nach worten
und kann sie nicht finden
abgetrennt
abgespalten

und welche realität
gibt denn nun den halt
ist das was wortlos ist
real

liebesdinge oder hassgedicht die erste

ach wie liebe ich den alltag
das leben
die blumen und die wiesen und die bäume
den sonnenschein
und bei regen in die pfützen springen
menschenlachen

rewind
zeitlupe und zoom
als meine verwandte meine figur kommentiert
als ein typ mir über die wange streichelt
– aus zuneigung, versteht sich-
als ich den mund öffne
um zu protestieren

ein freund fragt mich warum ich mich denn so aufrege
ob ich mal vergewaltigt worden wäre

ach wie liebe ich den alltag
in der schreinerei
die kreissäge
hobel und zwingen
und vor allem
die kettensäge
habe ich ins herz geschlossen

fremdkörper

wenn ich mir vor augen führe
-geführt kriege-
wer wann wie viel
über körper von frauen* bestimmt
reproduktion
sexualität
wann wer mit wem
diäten
medikamente
selbst kleidung
-ganz im alltag festgeschrieben-

dann möchte ich schreien
mir wird schlecht
wenn frauenkörper
-frauen*leben-
vereinnahmt werden
mit gewalt
hineingezwungen wird

ich möchte schreien
geht weg!
meins! meins! meins
nein!
und
stop!
ganz laut
wieder und wieder
damit ich diesmal
damit ich heute
-endlich-
gehört werde

aber niemand hört dieses
NEIN.
dabei ist es doch
so laut

und ich fühle mich weiter
hilflos

ohn-mächtig

es zerreißt mich
weil ich wieder
und wieder
und wieder
erinnert werde

das mein körper
mir nicht gehörte

-nicht gehört-

Angespannt

Um meine Kehle liegt ein Seil
Auf meiner Brust lagern Steine
Messerstiche in Kopf,Rücken, Bauch
es schmerzt

Da ist der Schmerz in mir
Der Schmerz ohne Worte
Ich leg mich hin
schlafe lache esse
und bleibe müde

Ich würde gerne gehen
flüchten vor dem Dauerstress
Die Menschen nicht mehr sehen
Die sich schlecht fühlen,
weil sie nicht so viel geschafft haben

während ich mich zum Einkaufen quälen muss
weil ich bei jedem Geräusch zusammenzucke
während ich mich zur Hausarbeit zwinge
weil ich mir sonst was antun könnte
während ich mich heulend in den Schlaf wiege
weil ich versuche am Leben zu bleiben

ene mene muh
und raus bist du

Willkommen auf der Überholspur
Weggejagt und immer auf der Flucht

oder

auf der Suche
Nach einem Ort, wo ich
Steine, Seil und Messerstiche

endlich ablegen kann

Butterbrotpapier

Wüste.
Endlose, flache Wüste.
Wüste aus Butterbrotpapier.

Manchmal ein Hügel.
Aufgeblasene Hülle.

Tritt drauf, die Luft entweicht.

Wut im Bauch,
zerknittere das Papier.
Bewegung.
Muster.
Lebendigkeit.

Das Papier zerreißt.

Immer wieder ein neuer Versuch
Aufpusten
Platttreten
Formen
Zerreißen.

Die Wüste aus Butterbrotpapier
Fetzen, Macken, Risse.
Leere.
Leere, gefüllt mit Chaos.

Du
Du, wo bist du?

Hörst du sie nicht rufen, die Wüste?
Weißt du nicht, dass sie alles Leben verbrennt?
Eine Wüste aus Butterbrotpapier kann nicht lebendig sein.

Komm.
Komm her zu mir.

Gib mir eine Form.
Gib mir eine Funktion.
Gebrauche mich, fülle mich, benutze mich.

Kalt.
Einsam.
Wüstenlandschaft
aus zerstörtem Butterbrotpapier.

Repetitionswut

Mit der Zeit wird es taub in mir,
nichts ist mir mehr zuwider als
Wiederholungen,
stumpfes Imkreismarschieren

Jedes Wort, jeder Satz, jedes Gedicht –
immer aufs neue der Versuch im Kreis marschierend Maschinengeschichten zu erzählen

imkreismarschieren
Kreismaschine
Imkreismaschierendemaschine

voller Wut
maschinierte Wut

Imkreismaschierendemaschinenwiederholungswut

Identitätslos

Träume die das Leben verlassen
Völlige Orientierungslosigkeit
Der Anspruch
Ohne
Geschlechter, Nationalitäten, Religionen
Leben zu wollen
In Freiheit
Unabhängig und Selbstbestimmt

Ich brauche diese Kategorien nicht,
Habe mich nie durch sie gefunden.

Aber wo bin ich, wer bin ich?
Wohin geh ich, wohin will ich?

Ich habe die Worte verloren.