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Die Eisprinzessin

Sie kann nicht mehr richtig atmen, sie bekommt keine Luft,  
ihr Hals zieht sich zusammen und der Raum ist plötzlich klein, so klein.
Sie droht zu ersticken.
Sie droht zu ersticken, an ihrer unterdrückten Wut.
Sie will schreien, aber sie kriegt keine Luft. Sie weiß nicht,
 was sie schreien soll, jeder Hilferuf ist vergeblich.
Weinen darf sie nicht, weinen will sie nicht. Nur keine Schwäche zeigen.
Stolz blickt sie aus dem Fenster, sie ist unnahbar.
Das hier hat nichts mit ihr zu tun.
Und sie wird kalt, kalt wie Eis.
Eine Eisprinzessin.
Unnahbar, unberechenbar, gefühlskalt.

Sie ist eingesperrt, der Raum ist so eng.
Keine Fluchtmöglichkeit, sie sitzen wie festgekettet am Tisch.
Sie ist hilflos, was soll sie noch sagen.
Sie versucht ihre Wut festzuhalten.
Sie, die Eisprinzessin.

Und die Wut wird zur Kälte.
Schneidenende
Verletzende
Kälte.

Die Eisprinzessin
ist nicht mehr in dieser Welt
ihr Welt ist weiß und kalt,
eine Eislandschaft.

Und wer ihr zu Nahe kommt
erfriert in der Kälte
die früher mal
Wut war.

Du dachtest falsch

Ein Tag in meinem Leben. Ein Tag in deinem Leben.
Deiner war anders.
In jedem Fall kürzer.

Gestern, da war alles noch anders. Du warst vielleicht mit deinen Freunden im Park, hast rumgealbert. Stolz und überheblich bist du vermutlich voran geschritten – wie du es schon immer getan hast.
Du hast wohl nicht geglaubt, dass dein höhnisches Gelächter zum letzten Mal ertönen könnte, was? Du dachtest, du könntest ewig weiterschreiten und alles umreißen, was dir nicht in den Kram passt. Du dachtest, du könntest dir alles nehmen.
Du, der unbesiegbare. Du, der Beliebte. Du, mit deiner ganzen Arroganz.
Dein selbstgefälliges Grinsen ist dir heute vergangen, was?
Du dachtest falsch.
Wie du so da lagst… In deinem Blut…
Jetzt lachst du nicht mehr.
Nicht über mich, wie ich mich wehrte und um Hilfe flehte.
Nicht über die Anderen, die genauso wehrlos waren.
Ein Tag in meinem Leben, der mich zerstörte, der mein ganzes Leben vernichtete.
Ein Tag in deinem Leben, wie jeder andere – befriedigend und grausam.

Heute war der letzte Tag in deinem Leben.
Und einer voller erfüllter Rachegelüste für mich, nicht weiter grausig.
Dein Tag war anders, was?
Kurz, vor allem kurz.
Ich habe ihn für dich beendet, du Schwein.