Ein Stückchen Leben

Vorsichtig schleicht er sich nach Draußen. Die Kälte des Bodens dringt durch seine nackten Füße in seinen Körper. Frische Luft umspielt seine Knöchel, ein leichter Wind fährt über seine Haut. Er setzt einen Fuß nach dem anderen auf. sanft und langsam. Er spürt die Erde unter seinen Fußsohlen, doch er friert nicht. Er fühlt die Energie die durch seinen Körper strömt.
Er geht noch einige Schritte auf dem roten Boden und fängt dann an zu laufen. Er will es gar nicht, doch seine Füße fühlen eine Kraft die Bewegung fordert. Er muss ihr einfach nur nachgeben. Er rennt, seine Beine bewegen sich fast anmutigen, sacht berühren die Füße die Erde und stoßen sich wieder ab. Fast lautlos läuft er der unbefestigten Straße entlang, die tief ins Land hinein führt, direkt auf den Mond zu. Nur wenn er ganz genau hinhört, kann er ein leisen Tapsen hören, ein Geräusch, dass nur durch nackte Füße auf harter Erde erzeugt werden kann.
Er gibt sich dem Rhythmus des Laufens hin, ganz gleichmäßig bewegt er sich durch die Nacht. Seine Gedanken erliegen der Gleichförmigkeit.
Der Mond leuchtet hell und taucht die Welt in dunkle Schatten, die Umrisse von den hohen, fast kahlen Bäumen heben sich vom Dunkelblau des Himmels ab.
Plötzlich wird er gepackt von einem Gefühl der ungebändigten Freiheit. Es ist als würde er fliegen, als wäre er nicht mehr auf dieser Welt. Er springt in die Luft, macht größere Schritte, fast Sprünge – er ist frei!
Er wendet sich zur Seite, runter von der Straße, spürt ein paar spitze Steine unter den Füßen, die picksenden Grashalem – doch sie stören ihn nicht. Endlich ein bisschen Freiheit, keine Arbeit, nur er.
Und dann explodiert der Boden unter seinen Füßen. Erde fliegt in die Luft, hoch in den Himmel. Und mit ihr ein Bein und ein Arm. Die Mine hat seinen Körper in Stücke gerissen.

Ein Gedanke zu „Ein Stückchen Leben

Schreibe einen Kommentar zu Anonymous Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert